„Erfolgreich verhandeln: Mehr Gehalt durch das richtige Gespräch“

Tipps und Tricks für deine Gehaltsverhandlung


Ob beim Einstieg in ein neues Unternehmen oder in regelmäßigen Abständen beim aktuellen Arbeitgeber – die Verhandlung des eigenen Gehalts ist für viele Arbeitnehmer eine der wichtigsten und gleichzeitig schwierigsten Aufgaben. Doch mit der richtigen Vorbereitung, Strategie und Verhandlungstaktik kann es jedem gelingen, das gewünschte Gehalt zu bekommen. Dieser Artikel gibt dir wertvolle Tipps und Tricks, wie du durch geschicktes Vorgehen mehr Gehalt in Gehaltsverhandlungen raushandeln kannst.

1. Gute Vorbereitung ist das A und O

Der Schlüssel zum Erfolg jeder Gehaltsverhandlung liegt in einer gründlichen Vorbereitung. Informiere dich vorab ausführlich über die üblichen Gehälter in deiner Branche und für deine Position. Nutze dafür Gehaltsreports, Online-Datenbanken und dein Netzwerk. Je besser du über die marktübliche Vergütung Bescheid weißt, desto überzeugender kannst du in der Verhandlung argumentieren.

Sammle dann alle Fakten und Argumente, die für eine Gehaltserhöhung sprechen: Welche besonderen Leistungen und Erfolge kannst du vorweisen? Wie hat sich dein Verantwortungs- und Aufgabenbereich erweitert? Welchen konkreten Mehrwert bietest du dem Unternehmen? Erstelle daraus eine „Leistungsbilanz“ mit deinen größten Erfolgen der letzten Monate. Übe außerdem vor dem Gespräch, deine Argumente selbstbewusst und überzeugend vorzutragen.

2. Wähle den richtigen Zeitpunkt

Timing ist alles – das gilt auch für Gehaltsverhandlungen. Wer mehr Geld einfordert, wenn das Unternehmen sowieso gerade Stellen abbaut und Kosten senken muss, wird wenig Erfolg haben. Günstige Zeitpunkte sind hingegen nach bestandener Probezeit, kurz vor Ende eines erfolgreichen Projekts oder in der jährlichen Mitarbeiterbeurteilung. Achte auch auf die Stimmung und Verfassung deines Chefs. Ist er gerade im Stress oder schlecht gelaunt, verschiebe das Gespräch besser.  

3. Bleibe sachlich und selbstbewusst

Keine Bitte, sondern eine Verhandlung auf Augenhöhe – so solltest du in das Gespräch gehen. Argumentiere sachlich und selbstbewusst, ohne arrogant zu wirken. Konzentriere dich auf deine Leistungen, deinen Wert für das Unternehmen und marktübliche Gehälter.

Vermeide es, mit privaten Geldnöten zu argumentieren – das hat in einer professionellen Gehaltsverhandlung nichts zu suchen. Bleibe immer höflich und freundlich, auch wenn du emotional wirst. Zeige dich gesprächsbereit und signalisiere gleichzeitig, dass es dir ernst ist.

4. Hoch Pokern

Studien zeigen, dass die meisten Chefs mit einer Gehaltsforderung von 10-20 Prozent über dem aktuellen Gehalt rechnen. Starte also ruhig mit einer höheren Forderung als deinem Wunschgehalt. So hast du in der Verhandlung noch Spielraum für Kompromisse.

Eine bewährte Verhandlungstaktik ist es, eine krumme, präzise Zahl wie z.B. 58.460 Euro statt 60.000 Euro zu nennen. Das wirkt fundierter und besser kalkuliert. Scheue dich nicht, etwas länger zu überlegen oder auch mal eine Pause zu machen, wenn dir ein Angebot vorgelegt wird. Wer zu schnell und freudig annimmt, verschenkt bares Geld.

4. Verhandle Zusatzleistungen

Gehaltsverhandlungen drehen sich nicht nur ums Grundgehalt. Oft lässt sich mit Zusatzleistungen das Gesamtpaket noch attraktiver gestalten. Sei kreativ und frage gezielt nach Dingen wie Firmenwagen, Handy, Tablet, Jobticket, Weiterbildungen, mehr Urlaubstagen, Weihnachts- und Urlaubsgeld, Bonuszahlungen, Überstundenregelungen, Homeoffice-Möglichkeiten etc.

Manche dieser Benefits sind für Arbeitgeber günstiger als eine Gehaltserhöhung, da sie steuer- und abgabenfrei sind. Lass dich auch nicht von einer Ablehnung deines Chefs entmutigen. Oft lässt er sich, wenn du hartnäckig bleibst, doch noch auf einen Kompromiss ein, um dich zu halten.

5. Sei kompromissbereit

Kompromisse gehören zu einer guten Verhandlung dazu. Signalisiere Bereitschaft, dich in der Mitte zu treffen. Wenn das Unternehmen deine Gehaltsforderung nicht voll erfüllen kann, erkläre dich beispielsweise unter folgenden Bedingungen zu einem Kompromiss bereit:

– Stufenweise Gehaltserhöhung, z.B. jetzt 5 Prozent und in 6 Monaten nochmal 5 Prozent

– Einmalzahlungen wie ein höherer Bonus oder eine Prämie

– Attraktive Zusatzleistungen wie unter Punkt 5 beschrieben

– Eine Beförderung mit mehr Verantwortung

Wenn dein Chef ein faires Angebot macht, wäge gut ab. In manchen Situationen ist es besser, einen Kompromiss einzugehen statt auf stur zu schalten. Lehne aber auch nicht vorschnell ab, sondern lasse dir ein Angebot schriftlich geben und denke in Ruhe darüber nach.

6. Drohe nicht & plane deinen Exit

Vermeide es, im Gespräch mit Kündigung zu drohen, um mehr Geld zu erzwingen. Damit bringst du deinen Chef unnötig in Bedrängnis und vergiftest womöglich dauerhaft das Vertrauensverhältnis. Natürlich solltest du dir aber im Klaren darüber sein, was passiert, wenn dein Wunschgehalt endgültig nicht erfüllbar ist.

Überlege dir vorher in Ruhe, ob und wann der Punkt erreicht ist, an dem du einen Jobwechsel anstreben würdest. Recherchiere und bewerbe dich gegebenenfalls frühzeitig nach Alternativen. So hast du eine bessere Verhandlungsposition und bist im Notfall nicht auf diesen Job angewiesen. Ganz nach dem Motto: Wer kann, der kann auch gehen.

7. Wann ist man reif für eine Gehaltserhöhung?

Eine Gehaltserhöhung sollte man immer dann anstreben, wenn die eigene Leistung den Verdienst übersteigt. Gute Zeitpunkte sind:

–   Nach bestandener Probezeit

–   Bei erweitertem Aufgabenbereich

–   Nach 1-2 Jahren guter Leistungen

–   Bei nachweislich unterdurchschnittlichem Gehalt

–   Bevor Mehrarbeit zur Gewohnheit wird 

–   Nach großen Erfolgen und abgeschlossenen Projekten

–   Vor der jährlichen Budgetplanung

Scheue dich generell nicht, in regelmäßigen Abständen über dein Gehalt zu verhandeln. In den meisten Unternehmen gehört das zur Normalität und wird von guten Mitarbeitern sogar erwartet. Wer nicht nach mehr Geld fragt, hat schon verloren.

8. Wie oft soll man sein Gehalt verhandeln?

Als Faustregel kann man sagen: Alle 1-2 Jahre sollte man sein Gehalt auf den Prüfstand stellen und gegebenenfalls neu verhandeln. Dafür sprechen mehrere Gründe:

– Dein Wert als Mitarbeiter nimmt mit wachsender Erfahrung und Kompetenz zu

– Dein Verantwortungsbereich und deine Aufgaben erweitern sich mit der Zeit

– Deine Lebenshaltungskosten steigen mit Inflation und Karrierefortschritt

– Die Gehälter am Markt steigen kontinuierlich und dein Gehalt sollte Schritt halten

– Regelmäßige moderate Anpassungen sind leichter zu erreichen als seltene große Sprünge
Vermeide es aber, häufiger als einmal pro Jahr eine Gehaltserhöhung zu verlangen. Sonst wirkst du schnell unbescheiden und gierig. Wähle den Zeitpunkt mit Bedacht und bereite dich immer sorgfältig vor.

9. Was tun bei einer Ablehnung?

Wenn dein Chef im Gespräch eine Gehaltserhöhung komplett ablehnt, ohne Gründe zu nennen, hake höflich nach. Frage nach den Ablehnungsgründen und wie du diese ausräumen kannst. Oft ist eine Ablehnung nur vorläufig und hat nichts mit deiner Person und Leistung zu tun. Häufige Gründe sind:

–   Es ist gerade kein Budget für Gehaltserhöhungen vorhanden

–   Die Geschäftsleitung hat Erhöhungen vorübergehend gestoppt 

–   Dein Chef hat kein Verhandlungsmandat und muss sich Rückversicherung holen

–   Die gewünschte Gehaltserhöhung sprengt den möglichen Rahmen

–   Es gibt unternehmensweite Regeln für Gehaltserhöhungen (z.B. nur zu einem bestimmten Zeitpunkt)


Versuche herauszufinden, was der wahre Grund ist und wann eine Gehaltserhöhung realistisch möglich wäre. Schlage einen Folgetermin in ein paar Wochen oder Monaten vor, um weiterzuverhandeln. Prüfe bis dahin, ob du deine Argumente verbessern kannst.

Wenn eine Gehaltserhöhung auf absehbare Zeit nicht möglich ist, frage nach Alternativen wie Einmalzahlungen oder Benefits. Oder versuche, zumindest eine Beförderung oder einen attraktiveren Titel herauszuhandeln. Prüfe ansonsten, wie es auf dem externen Arbeitsmarkt für dich aussieht.

10. Lohnt sich ein Jobwechsel für mehr Gehalt?

Wenn du auf Dauer in deiner aktuellen Firma nicht das gewünschte Gehalt erreichen kannst, kann ein Jobwechsel eine Option sein. Denn die Gehaltssprünge sind beim Arbeitgeberwechsel oft höher als bei internen Erhöhungen. Aber Vorsicht: Geld allein sollte nicht der Grund für einen Jobwechsel sein.

Wäge die Vor- und Nachteile sorgfältig ab. Ein Jobwechsel bedeutet auch immer Unsicherheit, Einarbeitung, neue Kollegen und Strukturen. Vergleiche das Gesamtpaket: Wie sind Betriebsklima, Jobsicherheit, Aufgaben, Weiterentwicklungsmöglichkeiten, Arbeitsbedingungen und Unternehmenskultur im Vergleich zum bisherigen Job? Stimmt die Chemie mit dem neuen Chef? Wo siehst du dich langfristig zufriedener und erfolgreicher?

Wenn in der Gesamtschau vieles für den neuen Job spricht und du dich dort deutlich verbessern kannst, kann ein Wechsel durchaus sinnvoll sein. Bereite dich dann aber gut auf die Verhandlung vor und poker auch dort hoch. Schließlich ist es deutlich schwieriger, das einmal verhandelte Gehalt später nochmal zu erhöhen.

Als Faustregel gilt: Unter 10-15 Prozent Gehaltsplus lohnt sich ein Jobwechsel finanziell meist nicht, da du Nachteile an anderer Stelle hast. Je nach Branche und Position sind aber auch 15-30 Prozent mehr Gehalt durchaus realistisch. Wenn du den Absprung wagst,
solltest du aber immer vorher ein konkretes Gehalt mit dem neuen Arbeitgeber aushandeln. Verlasse dich nicht auf vage mündliche Versprechen.

Fazit

Gehaltsverhandlungen sind eine Kunst, die jeder Arbeitnehmer früher oder später beherrschen sollte. Mit der richtigen Vorbereitung, Argumentation und Strategie hat man gute Karten, ein Wunschgehalt durchzusetzen. Dabei sollte man sich seiner Leistungen und seines Marktwerts bewusst sein und diese selbstbewusst präsentieren.

Scheue dich nicht, ins kalkulierte Risiko zu gehen. Starte mit einer hohen Forderung, zeige Kompromissbereitschaft, bleibe aber auch konsequent. Mit Geduld, Hartnäckigkeit und Verhandlungsgeschick kommen die meisten Arbeitnehmer Schritt für Schritt an ihr Ziel.

Wenn die Gehaltsentwicklung auf Dauer nicht deinen Erwartungen entspricht, solltest du auch einen Arbeitgeberwechsel in Erwägung ziehen. Gehe dabei aber strategisch vor und wäge die langfristigen Vor- und Nachteile sorgfältig ab.

Mit der richtigen Herangehensweise und einem kühlen Kopf kannst du in fast jeder Situation eine bessere Bezahlung erreichen. Lass dich auf keinen Fall unter Wert verkaufen. Denn jeder Arbeitnehmer hat eine angemessene, marktübliche Vergütung verdient.

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